Historie


An vielen deutschen Hochschulen gibt es seit längerer Zeit ein Semesterticket. München mit ca. 100.000 Studierenden hatte lange keines. Und das, obwohl es an Bemühungen, ein Semesterticket einzuführen, keineswegs gefehlt hat. Klicke dich unten durch den bisherigen Verhandlungsverlauf. Informationen zu den Urabstimmungen 2009 und 2012 sowie zu den Aktionen im Sommer 2010 findest du auch.

1992

Erste Verhandlungen zwischen MVV und Studentenwerk über ein Semesterticket

6. Dezember 2004

Der AK Semesterticket wird an der TUM gegründet. Er steht in Kontakt mit verschiedenen Interessenten und Entscheidern: der Hochschulleitung der TUM, dem Studentenwerk München, dem MVV, dem bayerischen Wissenschaftsministerium, dem bayerischen Wirtschaftsministerium und der Stadt München sowie den Studentischen Vertretungen an LMU und FHM (seit WS 2007/2008 HM).

Frühjahr 2005

Beginn der aktiven Arbeit des AK Semesterticket

Februar bis Mai 2006

TUM-weite Onlineumfrage mit 6451 Teilnehmern unter anderem zum MVV-Nutzungsverhalten und dem bevorzugten Modell: 54,1% für ein Sockelmodell, 26,9% für ein Ein-Komponentenmodell, 14,7% für ein Abomodell, 4,3% für die Beibehaltung des Status quo.

März 2006

Die LH München zeichnet die Studienarbeit eines FH-Diplomanden mit der „Analyse zur Einführung eines Semestertickets am Hochschulstandort München“ aus, welche nach Prüfung verschiedener Modelle das Sockelmodell zum Ergebnis hatte (siehe auch dieser SZ-Artikel).

14.02.2007

Erstes Verhandlungsgespräch von Stadt München, MVV, Studentenwerk München, TUM:

Frühjahr 2007

Eigene Umfragen der StuVes an LMU und HM zeigen ebenfalls mehrheitliches Interesse an einem Semesterticket.

22.05.2007

Zweites Gespräch von MVV, Studentenwerk München, TUM, LMU, FHM:

26.10.2007

Drittes Gespräch am von MVV, MVG, Deutsche Bahn, Studentenwerk München, Bayerisches Ministerium für Wissenschaft, TUM, LMU, HM:

19.12.2007

Viertes Gespräch von MVV, Studentenwerk München, TUM, LMU, HM:

  • Vorlage einer Expertise zu den rechtlichen Rahmenbedingungen der diskutierten Modelle durch das Wissenschaftsministerium
  • Sockelmodell erscheint auf Grund der rechtlichen Ausschlusskriterien als einzig umsetzbare Lösung
  • Anfrage an den MVV zur Berechnung eines konkreten Angebotes

20.02.2008

Fünftes Gespräch von MVV, Studentenwerk München, TUM, LMU, HM:

  • Zwischenstand zur Berechnung des Angebotes

14.07.2008

Nach einem entsprechenden Beschluss der MVV-Gesellschafterversammlung erklären die Verkehrsbetriebe die Verhandlungen einseitig und ohne vorherige Rücksprache mit den anderen Verhandlungspartnern für gescheitert

18.07.2008

Mehrere hundert Studierende demonstrieren auf dem Marienplatz für ein Semesterticket

04.08.2008

Hochschulrat der TUM (besteht aus Hochschulleitung und Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und beruflicher Praxis) fordert in einer Pressemitteilung ein Semesterticket

24. bis 27.11.2008

Die im Rahmen der Online Unterschriftenaktion “Für mehr drin!” auf ausbildungsticket.de gesammelten mehr als 24000 Unterschriften pro Semesterticket werden übergeben an:

  • den Bayerischer Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP)
  • den Münchener Oberbürgermeister Christian Ude (SPD)
  • den MVV

28.11.2008

MVV-Gesellschafterversammlung beschließt Wiederaufnahme der Verhandlungen

22.01.2009

Neustart der Verhandlungsrunde am 22.01.2009 mit MVV, Leitung Marketing DB-Regio & S-Bahn München, Bereichsleiter Vertrieb MVG, Studentenwerk München, Bayerisches Ministerium für Wissenschaft, Bayerisches Ministerium für Wirtschaft, TUM, LMU, HM, Hochschule für Musik und Theater

  • Festlegung eines maximal zumutbaren Solidarbeitrages von 75 EUR / Semester durch das Wissenschaftsministerium auf Grund rechtlicher Rahmenbedingungen und relevanter Urteile
  • Anfrage an den MVV zur Berechnung eines Ein-Komponenten- sowie zweier Sockelmodelle (mit Solidarbeiträgen von 55 und 75 EUR)

28.04.2009

Verhandlungsgespräch mit MVV, Leitung Marketing DB-Regio & S-Bahn München, Bereichsleiter Vertrieb MVG, Studentenwerk München, Bayerisches Ministerium für Wirtschaft, TUM, LMU, HM, Hochschule für Musik und Theater

  • Zugesichertes Angebot bleibt aus
  • MVG und DB-Regio stellen neue Bedingungen:
    • Zustimmung der drei größten Hochschulen LMU, TUM und HM in Urabstimmungen zu diskutierten Preisniveaus erforderlich (Abweichung von bisheriger Vereinbarung mit dem MVV)
    • Einschränkung der bisher diskutierten Nutzungsmöglichkeiten zu Nebenzeiten im Sockelmodell montags bis freitags auf 19 statt 17 Uhr
    • Sockelmodell mit Solidarbeitrag 55 EUR / Semester wird von Verkehrsbetrieben trotz vereinbartem Auftrag zur Berechnung nicht angeboten
  • Ein-Komponentenmodell wegen Rechtslage und des daraus resultierenden Haftungsrisikos für das Studentenwerk verworfen

28.05.2009

In der Verhandlungsgeschichte erstmalig schriftliches Angebot von MVV, MVG und DB-Regio im Mai 2009. Aus Sicht der Studierenden besteht in verschiedenen Punkten Nachbesserungsbedarf.

24.06.2009

MVV legt leicht verbessertes, abstimmungsreifes Angebot vor:

  • Solidarbeitrag von 75 Euro erlaubt nun montags bis freitags von 18:00 (statt bisher 19:00 Uhr) bis 6:00 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen ganztags unbeschränkt viele Fahrten im MVV-Gesamtnetz
  • Optionaler Aufpreis für ganztägige Gültigkeit beträgt 137 Euro pro Semester falls LMU, TU und HM das Ticket gemeinsam einführen
  • Führt eine der drei genannten Hochschulen das Ticket nicht ein, soll nachverhandelt werden.

23.11. bis 04.12.2009

Urabstimmung der Studierenden von LMU, TU und HM über das vorliegende Angebot (in der TU wird ein Gesamtkonzept abgestimmt, das die Senkung des Solidarbeitrags auf 49 Euro durch Mittel aus Studiengebühren vorsah). Die Ergebnisse sind:

  • LMU: 47,9% Zustimmung; Beteiligungsquote 51,2%
  • TU: 82,5% Zustimmung; Beteiligungsquote 64,8%
  • HM: 65,5% Zustimmung; Beteiligungsquote 43,7%

bis April 2010

Nachdem das vorliegende Angebot an der LMU abgelehnt wurde, wird nachverhandelt: Im Rahmen eines zweijährigen Pilotprojekts soll das Semesterticket zu den abgestimmten Bedingungen zunächst nur an TU und HM eingeführt werden. Die MVG befürchtet durch den Wegfall der LMU Verluste bis zu 1,2 Millionen Euro. Dieses Ausfallrisiko soll durch eine Ausfallbürgschaft über 1,2 Millionen Euro abgesichert werden. Die Stadt München erklärt sich bereit, ein Drittel der Summe zu übernehmen, sofern das Land Bayern für ein weiteres Drittel einsteht. Das letzte Drittel sichern TU und HM ab.

29.04.2010

Bayerns Wissenschaftsminister Heubisch und Wirtschaftsminister Zeil erklären, dass der Freistaat nicht wie geplant ein Drittel der Kosten tragen kann, „weil der Nachtragshaushalt 2010 vom Landtag mittlerweile verabschiedet wurde.“ Es stünden derzeit „weder ein Titel noch entsprechende Mittel zur Verfügung“. Damit ist das Finanzierungskonzept für das Pilotprojekt gescheitert.

Wie sich später herausstellt, liegt dies hauptsächlich daran, dass die MVG die 1,2 Millionen Euro Ausfallbürgschaft nun nicht mehr nur im Falle eines Verlustes haben möchte, sondern in JEDEM Falle.

10.05.2010

AK Semesterticket “Next Generation”: Nachdem viele der bisher aktiven Mitglieder ihre Arbeit im AK Semesterticket beenden möchten, beschließt eine neue Generation, den Einsatz für ein Semesterticket fortzusetzen.

Juni 2010

Protestwochen: Der AK ruft die Studierenden Münchens zum Boykott des ÖPNV auf, um auf die wenig zufriedenstellende Mobilitäts- und Verhandlungssituation hinzuweisen.

08.06.2010

Am Rande einer Demonstration anlässlich einer Tagung der deutschen Verkehrsbetriebe im M.O.C. können Vertreter des AK mit Münchens Oberbürgermeister Ude und Bayerns Wirtschaftsminister Zeil sprechen. Beide sichern zu, ein von den Studierenden vorgeschlagenes Preismodell zu untersuchen.

13.07.2010

Oberbürgermeister Christian Ude lädt Vertreter des AK zu einem Gespräch ein, bei dem die Studierenden ihr Preismodell vorstellen.

Juli bis November 2010

Briefwechsel mit Oberbürgermeister Ude, der versprochen hatte, sich für ein anderes Angebot einzusetzen: Herr Ude lässt mitteilen, dass die Verkehrsbetriebe das Preismodell der Studierenden für nicht realisierbar halten.

22.11.2010

Der AK veranstaltet ein Kick-Off Treffen, um neue interessierte Mitarbeiter anzuwerben.

11.01.2010

Die neue Homepage wird online gestellt. Damit sind die Informationen über die Bemühungen der letzten Jahre übersichtlich aufbereitet und schnell abrufbar.

Frühjahr 2011

Gespräche mit Studentenwerk, MVV, MVG und S-Bahn. Darin wird das neue Preismodell vorgestellt und diskutiert. Die Verkehrsbetriebe beharren darauf, dass das Risiko über mögliche Einnahmeausfälle ausgelagert werden muss. Falls ein Unternehmen als Bürge gewonnen werden kann, wird diesem ein Werberecht auf dem Ticket eingeräumt.

Sommer 2011

Der AK Semesterticket benennt sich um in AK Mobilität und erweitert dabei sein Aufgabenspektrum. Zusätzliche Ziele sind unter anderem die Optimierung der Verbindungen zwischen den Hochschulstandorten, der Ausbau der Nachtlinien und die Schaffung weiterer Abstellmöglichkeiten für Fahrräder.

Juli 2011

Aufnahme des AK Mobilität in den MVV-Fahrgastbeirat. Der MVV-Fahrgastbeirat ist ein einem ehrenamtlichen, beratenden Gremium, welches die Fahrgäste im MVV repräsentiert. Neben zufällig ausgewählten Fahrgästen sind auch Organisationen vertreten, die sich im MVV-Gebiet für Nahverkehrsbelange einsetzen. Um die Interessen der Studierenden bestmöglich vertreten zu können, hat sich der AK Mobilität um einen Sitz in diesem Gremium beworben.

Sommer und Herbst 2011

Suche nach einem Unternehmen, welches für das Risiko von bis zu 3,9 Millionen Euro bürgt. Dabei werden zahlreiche Unternehmen angeschrieben. Unterstützung kommt dabei unter anderem vom Wirtschaftsreferenten der Stadt München, Dieter Reiter.

21.11.2011

Auf einer Podiumsdiskussion diskutieren Vertreter der Stadt München, des MVV und des AK Mobilität über das Thema Semesterticket.

26.06.2012

Die SPD-Stadtratsfraktion beantragt im Stadtrat, das vom AK Mobilität vorgeschlagene Sockelmodell mit einem obligatorischen Solidarbeitrag von 59 Euro und einem optionalen Aufpreis für das Semesterticket von 141 Euro zu unterstützen: Für einen Probezeitraum von zwei Jahren sollen mögliche Einnahmeausfälle der Verkehrsbetriebe von der Stadt übernommen werden.

Die Fraktionen von CSU und Grünen kündigen an, dem Antrag zuzustimmen.

Damit ist der Weg frei für eine Urabstimmung aller Studierenden von TUM, LMU und HM. Falls das Angebot an allen drei Hochschulen von einer Mehrheit der Abstimmenden befürwortet wird, könnte zum Wintersemester 2013/2014 ein Semesterticket in München eingeführt werden.